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Integration Interview

Die Lage in Rakhine ist wie zu Zeiten des Nationalsozialismus

Die Grenze: Gibt es eine Organisation für die Rohingyas in Deutschland? Was für Aktionen organisiert diese Organisation?

Nay San Lwin: Nach meiner Kenntnis leben ungefähr 10 Rohingyafamilien in Deutschalnd. Außerdem gibt es viele, die sich als Rohingya ausgeben und dadurch politisches Asyl in Deutschland beantragt haben. Ich möchte nichts dagegen sagen, weil ich glaube, dass diese Menschen eigene Gründe dafür haben. Aber diese rund 10 Rohingyafamilien leben in unterschiedlichen Städten und deshalb können wir zusammen keine Initiative gründen. Aber ich kenne jemanden, der eine NGO gegründet hat und er engagiert sich in der Menschenrechtsbewegung.

Lwin im Rohingya Flüchtlingslager in Bangladesch

Ich versuche meinerseits in regelmäßigem Kontakt mit den deutschen Auswärtigen Amt und dem Institut für Menschenrechte zu bleiben. Wir wollten zunächst die Europäische Union und die Europäische Kommision kontaktieren und sie über die ethnischen Säuberungen in Myanmar informieren. Wir versuchen jetzt, mit jedem Mitgliedsstaat der Europäischen Union individuell Kontakt aufzunehmen und damit unsere Kampagne zu verbreiten. Deutschland ist das wichtigste Land in der EU, deshalb möchten wir mit Deutschland eine enge Beziehung eingehen.

Wir möchten die Rückführung der Rohingyas von Bangladesch nach Myanmar verhindern. Wir hoffen, dass die deutsche Regierung Einspruch gegen eine solche Maßnahme erhebt und dies der bangladeschischen Regierung mitteilt. Die Regierungen von Bangladesch und Myanmar haben bereits eine Rückführungsvereinbarung für die Rohingyas getroffen, aber ihre Sicherheit und dass die Rohingyas die myanmarische Staatsbürgerschaft erhalten, all das wurde in dieser Vereinbarung nicht garantiert.

Die Grenze: Möchten Sie in der Zukunft in Ihre Heimat zurückkehren?

Nay San Lwin: Sicherlich, aber nicht nach Rangun. Ich bin dort sechs Jahre aufgewachsen und ich habe vieleFreunde aus meiner Jugend dort. Aber ich habe nur Kontakt zu meinen muslimischen Freunden, meine restlichen buddhistischen Freunde hassen mich wegen meiner Aktionen für die Rohingya. Wenn es möglich wäre, würde ich gerne in meine Heimat Arakan (Rakhine) zurückkehren. Aber die Lage in Arakan ist vergleichbar mit der ehemaligen NS-Zeit in Deutschland. Niemand darf sich für die Rohingyas aussprechen oder etwas für sie tun, sonst wird er Opfer von Hass und staatlicher Verfolgung.