Nay San Lwin ist in Rakhine in Myanmar, dem ehemaligen Burma, geboren. Als Kind zog er mit der Eltern in die Hauptstadt Rangun um. Seitdem erlebte er Hass und Diskriminierung gegen die Rohingyas. Laut den Vereinten Nationen sind die Rohingyas die am meisten verfolgte ethnische Gruppe der Welt. Hunderttausende Rohingya sind in den letzten Jahrzehnten in das Nachbarland Bangladesch geflohen. Lwin verließ als Jugendlicher selbst sein Land und floh nach Saudi Arabien. 2011 kam er letztendlich nach Deutschland. Lwin ist Aktivist, Blogger und sehr aktiv in der Menschenrechtsbewegung für die Rohingyas. Im Interview mit ,,die Grenze” erzählt er über seine Erlebnisse, vor allem über die brutale staatliche Verfolgung der Rohingyas in Myanmar.
Die Grenze: Sie haben vor kurzem die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch besucht. Was haben sie im Flüchtlingscamp erlebt?
Nay San Lwin: Wir befinden uns in der letzten Phase der ethnischen Säuberung der Regierung von Myanmar. Es war sehr traurig und herzzerreissend, was ich dort, im Flüchtlingscamp, erlebte. Die Flüchtlinge bekommen nur einmal im Monat vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen Lebensmittel. Die Situation im Camp ist nicht zu vergleichen mit anderen Flüchtlingscamps. Es gibt Flüchtlinge in Deutschland, der Türkei oder Jordanien. Sie haben zumindest Essen, Trinkwasser und Kleidung. Aber die Rohingyas haben weder Nahrung noch Kleidung. Sie sind die ärmsten Flüchtlinge auf der ganzen Welt. Das sind unmenschliche Zustände, die dort herrschen.