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Integration Interview

Man versteht ein Land über die Sprache

Die Grenze: Wie verstehen Sie Integration als ein Zuwanderer?

Maruf Ahmed: Dieses Thema finde ich sehr interessant. Ohne Integration kann man kein Land und seine Menschen kennenlernen. Es gibt manche Migranten, die die Interaktion mit der deutschen Gesellschaft vermeiden möchte. Das finde ich nicht gut. Mein Vater sagte einmal: „Wenn du in Rom bist, dann bist du ein Römer“. Somit bin ich nicht nur durch meinen deutschen Pass bereits seit langem Deutscher. Integration ist wichtig. Ein Zuwanderer sammelt gute und schlechte Erfahrung, und das passiert in allen Ländern. Von meiner Erfahrung kann ich so sagen, dass ich hier akzeptiert wurde. Ich kam nach Deutschland 1976. Viele Menschen waren hier neugierig und sie wollten von mir wissen, wie wir so ein großartiges Ereignis wie unsere Unabhängigkeit schaffen konnten.

Aber ich glaube, Integration ist auch ein politisches Thema. Es ist Fakt, dass in Deutschland Organisationen wie PEGIDA existieren. Aber alle Länder haben solche Probleme mit Rassismus, nicht nur Deutschland.

Die Grenze: Wie können die bengalischen Migranten auf die deutsche Gesellschaft positiv einwirken?

Maruf Ahmed: Ich glaube bengalische Migranten sind sehr talentiert und ambitioniert. Aber das Problem ist, sie bleiben nur innerhalb ihrer Gemeinschaft. Trotzdem haben sie aber in vielen Fällen einen Beitrag hier geleistet. Viele Bangladescher studieren hier oder promovieren oder arbeiten im Forschungsbereich. Wir müssen ihre Mitwirkung anerkennen. Aber wie bei allem, gibt es auch hierbei positive wie negative Seiten.

Die Grenze: Was für Probleme gibt es bei der Integration? Geht es um Sprache oder etwas anders?

Maruf Ahmed: In manchen Fällen sind die Sprachkenntnisse ein Problem. Ohne Sprache kann man keine Menschen und das Land kennenlernen. Nach der Unabhängigkeit in Bangladesch hatte ich einen niederländischen Botschafter gesehen, der auf Bengalisch sprechen konnte. Ich fühlte mich sehr wohl zu sehen, dass eine ausländische Person meine Muttersprache sprach. Er konnte überall hingehen und alles fragen, aber seine Kollegen nicht. Das Gleiche gilt auch hier. Wenn ich hier lebe, darf ich die Sprache nicht ignorieren.

Kunstwerk vom Maruf Ahmed
Foto: Die Grenze

Die Grenze: Wie kann die nächste bengalische Generation in Deutschland die Kultur ihres ursprünglichen Landes kennenlernen?

Maruf Ahmed: Meine Frau ist Deutsche, aber ich versuche ab und zu mit meinen Kindern auf Bengalisch zu sprechen. Die Kinder der bengalischen Migranten gehen hier in die Schule, sie führen ihr Studium und die Interaktion mit anderen Menschen in der Schule und draußen auf Deutsch durch. Sie werden in einer andersartigen Kultur erzogen. Sie sollen nicht gezwungen werden ihre Elternkultur zu adoptieren. Die Eltern müssen mit den Kindern darüber sprechen. Auf der anderen Seite gibt es auch manche Zuwanderer, die sich immer in ihrer Herkunftskultur bewegen. Ihre Kinder werden hier aufwachsen, aber alle ihre Aktivitäten finden nur in ihrer bengalischen Umgebung statt. Ich glaube, es ist ein Gewinn sich in beiden Kulturen zu bewegen.

Die Grenze: Haben Sie bis jetzt Erfahrungen mit Rassismus?

Maruf Ahmed: Nein, ich habe keine solche Erfahrung gehabt. Aber nach der Wiedervereinigung hatte ich Schwierigkeiten im ehemaligen Ostdeutschland.  Die Menschen dort hatten ein eingesperrtes Leben, deshalb wurden sie auch durch Vorurteile über andere Länder beeinflusst. Für sie sind Migranten immer noch sehr fremd.