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Integration Interview

Man versteht ein Land über die Sprache

Seit fast vier Jahrzehnten lebt der aus Bangladesch stammende Künstler Maruf Ahmed in Deutschland.  Rund 30 Jahre war er bei dem deutschen Auslandssender Deutsche Welle journalistisch tätig. Als Deutscher vertrat Maruf Ahmed die Stadt Bonn als Künstler bei einer Ausstellung in Chengdu/China. Maruf Ahmed berichtet unserem Magazin über seine Erfahrung in Deutschland als Künstler sowie Einwanderer.

Die Grenze: Wie bezeichnen Sie sich selbst? Als Künstler, ehemaliger Schauspieler der bengalischen Filmindustrie oder Journalist?

Maruf Ahmed: Ich habe eigentlich viel gemacht, aber letztendlich bin ich ein Künstler. Mein Vater war ein bengalischer Schauspieler und er nahm mich zum Radio mit als ich fünf Jahre alt war. Er ließ mich am Art College studieren. Das war noch vor der Unabhängigkeit Bangladeschs. Damals war es nicht so einfach Kunst zu studieren. Manche dachten, dass Kunst kein Beruf sein konnte. Aber mein Vater hat mich unterstützt. Inzwischen begann die Freiheitsbewegung im damaligen Ost Pakistan (heutiges Bangladesch) und ich habe auch daran teilgenommen. Das heißt aber nicht, dass jeder von uns mit Waffen kämpfte. Viele sind in Bangladesch geblieben und haben auf vielfältige Weise die Freiheitsbewegung unterstützt.

Kunstwerk vom Maruf Ahmed
Foto: Die Grenze

Nach der Unabhängigkeit war ich einer der Hauptdarsteller im Film ,,Abar Tora Manusch Ho’’, der bei den Filmfestspielen in Ostberlin eine Auszeichnung erhielt. Nach dem Studium arbeitete ich bei der British High Commission als Dolmetscher. Daneben habe ich auch damals als Nachrichtensprecher gearbeitet und dadurch hatte ich Kontakten mit deutschen Journalisten. Während des Unabhängigkeitskrieges 1971 und danach waren Journalisten aus aller Welt in Dhaka. Ich arbeitete z.B. mit Anselm Heyer, Korrespondent des ZDF für das Auslandsjournal. Diese Journalisten hatten einen Verein für internationale Autoren und sie boten einmal ein Stipendium nur für Künstler an. Mit diesem Stipendium kam ich nach Deutschland. Ich erhielt ein weiteres Stipendium vom DAAD (Deutscher Akademischer Austausch-Dienst). Ich absolvierte ein zweites Kunststudium in Köln, das ich mit Laudatio abschloss und promovierte zum Meisterschüler. Während meines Studiums wuchs meine Leidenschaft für Kunst.

Die Grenze: Erzählen Sie bitte von Ihren Ausstellungen.

Maruf Ahmed: Als ich in Deutschland studierte, habe ich einige Kunstwerke verkauft. Damit verdiente ich neben meinem Stipendium extra Geld. Damals war der Beruf Künstler in Bangladesch nicht anerkannt. Es zählte mehr, wenn man Fächer wie Medizin oder Maschinenbau studiert hatte. Ich habe darüber viel nachgedacht. Ich wollte hier in Deutschland eine Karriere als Künstler machen. Ich kontaktierte damalige deutsche Kunstvereine und sie nahmen mich als Mitglied auf.

Meine erste Ausstellung fand in der historischen Stadthalle in Erbach/Odenwald statt. Danach hatte ich eine Ausstellung bei Bayer Leverkusen, wo auch die Grafikarbeit von Picasso ausgestellt wurde. Nach dieser Ausstellung wurde ich mehr anerkannt. Ich hatte eine Ausstellung im Baukunst Museum. Das ist ein berühmtes Museum im Nachkriegs-Deutschland. Mit meiner Malerei habe ich auch an verschiedenen Ausstellungen in Frankreich und Groß Britannien teilgenommen. Aber ich glaube meine größte Ehre war, als die Stadt Bonn mich als Kunstvertreter in die Partnerstadt Chengdu in China sendete.